4. Lichte Wege
Der Himmel hat auch Falten,
so wie ein alter Mensch.
Er ist zwar frisch im Augenblick
und doch so alt an Jahren.
Schaut auch hinauf ein jeder Mensch
bleibt er doch unbeachtet
ein Aquarell in blau und weiß
im Sonnenlicht und hellen Schein.
Ist er auch manchmal nur ganz grau,
bleibt doch genau des Lichtes Glanz.
Auch wenn wir sie dann nicht sehen,
so ist sie immer da.
Sie leuchtet hell und freundlich
auch im Regen und in der Nacht.
Und so ist auch wahrscheinlich,
dass sie aufgeht am Morgen
wie an jedem Tag,
Schwester Sonne.
Paul Kehren
Callantsoog, Nordholland
Mit den Möwen fliege ich
Über innere Grenzen.
Der Nordseewind trägt mich
durch das Gebirge in mir.
Gespräche und Lachtränen
Vertreiben die Wolken
An meinem Himmel.
Das Meeresrauschen
Antwortet auf meine Fragen.
Ich tanze mit der Sonne
Durch die Schattenseiten des Lebens.
Und das Gewitter in mir zieht vorüber.
nn
Licht der Welt
Im Meer des Unbewussten
droht das Ertrinken,
überwältigt sein
von der Tiefe des Wassers
von dem Abgrund.
Deine rettenden Hände
aber sind ausgestreckt.
Du holst mich
ins Land des Bewusstseins.
Da leuchtet die Kerze
lodert das Licht
tanzt die Flamme.
Wieder atme ich
atme Licht.
Kamran Djahangiri
Traumfäden
Knallbunt oder traurig schwarz
Schaukeln sie im Wind
Ich reite auf meinem Drachen
Durch sternenklare Nacht.
Eingefangen und schnell umgarnt
Gleite ich in fremde Welten
Schaurig schön erklimmt ein Lächeln mein Gesicht
Und tieftraurig graben sich meine Schreie in die Nacht
Weite Welten liegen mir zu Füßen
Gelb und grün und blau
Die Sterne glitzern
Meine Hände bauen fleißig Zauberschlösser
Schwarze Soldaten ziehen in den Kampf
Sieger wird nur, wer bunt die Nacht vertreibt
Andrea Schulze Brüning
Das Leuchten von innen
Leise und sacht will es sich zeigen. Etwas, das gerade heranreift und ans Tageslicht will. Es meldet sich und sagt: Hab acht, in deinem Leben will etwas Neues beginnen. Ahnungsvoll kannst du es schon schemenhaft erkennen, wenn du mit deinen Augen genau hinschaust, mit den Augen deiner Seele.
Wenn du deine Ohren weit aufmachst, wirst du von fern eine sanfte Musik hören und viele Zwischentöne in deinem Leben wahrnehmen.
Atme tief durch deine Nase ein, durch sie kannst du schon jetzt den Duft des Neuen erkennen.
Wache über deinen Mund, dann wirst du kein unbedachtes Wort aussprechen. Und jedes Wort, das du aussprichst und empfängst wird eine Wohltat sein.
Deine Haut ist wie ein Schleier, der alles bedeckt und schützt und zusammen hält. Damit in der verborgenen Geborgenheit, und in der Absicht eines Größeren, die Vollendung geschieht. Deine Sinne sind sehr kostbar. Sie zeigen dir den Weg, den du gehen sollst. Durch sie erkennst du die Rosen deines Lebens.
Elisabeth Masuhr
Wegbeschreibung
Der Weg
Eine Allee
Mit Bäumen
Lichtfrüchte
Windschatten
Bildgewächse am Ast
Und
Eine Sonne
Mitten im Himmel
Kamran Djahangiri
Ich will entflammen
im Leuchten
„Vom Grunde des Meeres
sing ich hinauf zur Dir“
Leuchten wirbelnder Sonnen
umtanzen mich
vom Winde
zärtlich getrieben
Farbenrausch
wie er nur im Herbst mir so sehr nahe kommt
Auch ich entflamme
in Liedern
durch Taten
Dir entgegen
dem Leben entgegen
sanftmütig hochherzig
mich den Kindern entgegenstrecken
die Arme weit öffnen
nicht mehr nur auf dem Grund des Meeres sich finden
mit den flammenden Liedern hinaufsteigen
Atem schöpfen
Schmerz
das geknickte Rohr
hinein atmen
lila Rost der Dahlie
dem Menschen zugewandt
alle Farben entfalten
strahlend leuchtend
durch‘s Leben gehen
fähig zu Freundschaft
getragen durch Liebe
Angelika G.
Ich möchte
sehen lernen
die Farben des Lebens
hören lernen
die Klänge der Seele
mutig werden
etwas für wahr zu halten
auch wenn es sonst niemand
erkennen kann
nach dem Duft greifen
als sei er Körper
Erfahrungen der Sonne essen
satt werden an ihrer Wärme
mich mit Schmetterlingen zudecken
mir aus dem Staub ein Kleid weben
nicht nur für den Sonntag
die Hände nach dem Licht ausstrecken
danach die Finger ablecken
wie süßen Honig oder Schokoladenmus
aus dem Eis am Fenster
das Glitzern herausschälen
es mir ins Haar stecken
die schönsten Träume meiner Seele
als Bild an die Wand hängen
und es täglich ansehen
Annegrete Feckler