“Auf dem Weg nach Emmaus”
Begrüßung
Die PassionsZeit hat begonnen.
Die 40 tägige Vorbereitung auf das Osterfest.
Sehr früh in diesem Jahr.
Tradition ist es bei uns in der Johanneskirche,
die Sonntage der Passionszeit mit einem KreuzWegGottesdienst zu beginnen.
Mit Bildern, die uns in die Passionszeit einführen.
Dietrich Grütjen, Pfarrer an der Landesklinik in Meheim,
hat mir Bilder von Karin Hartmann zur Verfügung gestellt.
In der Fastenzeit 2001 waren sie in den Räumen und der Kapelle
der Seelsorge im Landeskrankenhaus Merheim ausgestellt.
Die Bilder und Texte von Karin Hartmann erzählen von
Leid, Lebenssuche und Erfüllung.
Es sind Bilder die sie vor etwa 20 Jahren gemalt hat.
Damals entdeckte sie auf ihrem Weg aus der Krankheit
das Malen als sehr wichtiges und heilsames Ausdrucksmittel.
Die Bilder zeugen von einer tiefen Auseinandersetzung
mit dem eigenen Glauben und den christlichen Glaubensinhalten.
Die Suche nach dem verheißenen Leben
war die Triebfeder im Entstehen der Bilder und ihrer Texte.
Es sind andere Bilder als sonst.
Nicht kontinuierlich dem Leidensweg Jesu entnommen.
Vielmehr spiegeln sie den LeidensWeg des Menschen wider.
Lassen wir uns anstoßen –
auf unserem Weg des Lebens und des Glaubens,
des Leidens und der Auferstehung.
Lied: Kommt herbei, singt dem Herrn
Lied – 577, 1-3
1. Kommt herbei, singt dem Herrn,
ruft ihm zu, der uns befreit.
Kommt herbei, singt dem Herrn,
ruft ihm zu, der uns befreit.
Singend laßt uns vor ihn treten,
mehr als Worte sagt ein Lied.
Singend laßt uns vor ihn treten,
mehr als Worte sagt ein Lied.
2. Er ist Gott, Gott für uns,
er allein ist letzter Halt.
Er ist Gott, Gott für uns,
er allein ist letzter Halt.
Überall ist er und nirgends,
Höhen, Tiefen, sie sind sein.
Überall ist er und nirgends,
Höhen, Tiefen, sie sind sein.
3. Ja, er heißt: Gott für uns;
wir die Menschen, die er liebt.
Ja, er heißt: Gott für uns;
wir die Menschen, die er liebt.
Darum können wir ihm folgen,
können wir sein Wort verstehn.
Darum können wir ihm folgen,
können wir sein Wort verstehn.
Liturgische Eröffnung
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat
Einleitung
Denn wir haben seinen Stern gesehen
Der Bilderzyklus beginnt mit einem Weihnachtsbild.
Schwarze Dunkelheit,
ein heller Stern.
Und der Stern leuchtet einen Weg in die Dunkelheit,
bahnt einen Weg.
Wir haben seinen Stern gesehen!
Auf der Straße sind Menschen.
Aufrecht und aufrichtig.
Gebeugt.
Mühselig und beladen.
Gesenkten Hauptes.
Manche haben schon etwas des Lichtes in sich aufgenommen.
Das Licht;
der Stern auf der Straße des Lebens;
Auf der Straße meines Lebens?
Erreichbar?
Erreichbar für mich!
Das Licht der Menschwerdung Gottes.
Wir haben uns auf den Weg gemacht, dem SternenLicht entgegen.
Das war Weihnachten.
Noch gar nicht so lange her.
Weihnachten als LebensWeg;
Gleichwohl auch ein LeidensWeg.
„Die Evangelien sind PassionsGeschichten mit einer langen Einleitung.“
Das Licht aber ist da.
Von Anfang an ist die Geschichte von Jesus eine Weg Geschichte.
Alle machen sich auf zum Stern, zum Stall –
zum Kind in der Krippe,
zum Licht.
Zum Licht!
Wo ist die Helligkeit der WeihNacht geblieben?
Was ist aus unserer Stimmung geworden?
Aus den guten Worten und Verheißungen?
Bin ich auf dem Weg geblieben?
Fragen über Fragen?
Lied: Weil Gott in tiefster Nacht erschienen
Lied – 56, 1-4.
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsre Nacht nicht traurig sein!
1. Der immer schon uns nahe war,
stellt sich als Mensch den Menschen dar.
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsre Nacht nicht traurig sein!
2. Bist du der eignen Rätsel müd?
Es kommt, der alles kennt und sieht!
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsre Nacht nicht traurig sein!
3. Er sieht dein Leben unverhüllt,
zeigt dir zugleich dein neues Bild.
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsre Nacht nicht traurig sein!
4. Nimm an des Christus Freundlichkeit,
trag seinen Frieden in die Zeit!
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsre Nacht nicht traurig sein!
II. Eingetauft
Dunkle Fluten im Vordergrund.
Wogen und Wellen.
Rotbraun darin eine Gestalt wie ein Mensch,
der in den Fluten untergeht,
auftaucht,
nach Luft schnappt.
Ein Kreuz in der gleichen Farbe vor hellem, gelbem Hintergrund.
„Das Bild ist mir selbst ein Rätsel …“
schreibt Karin Hartmann zu diesem Bild.
- „eingetauft‘ – das Wort stammt nicht von mir.
Aber ich versuche, ihm zu folgen.
Sicherlich hatte ich beim Malen des Bildes die Vorstellung:
Eucharistie, Abendmahl.
Die Schale, das Brot, das Kreuz und das göttliche Licht.
Aber wenn ich das Material ansehe,
aus dem Schale und Brot gemacht sind,
dann ist das Ganze doch sehr fleischlich:
eine Gestalt, deren Arme wie eine Schale erhoben sind. - Eingetauft – eingetaucht.‘ Eingetaucht in ein dunkles Meer.
Wasser ist das Urelement,
das mütterliche Element, aus dem alles Leben kommt.
Es hat nährende und schützende Eigenschaften;
Ist, wie Franz von Assisi sagt,
keusch und rein,
aber auch auf der anderen Seite dunkel, bedrohlich und tödlich. - Eingetauft – eingetaucht‘
Die Gestalt ist diesem dunklen, tödlichen Element ausgeliefert.
Gott, hilf mir!
Zu Psalm 69
Gott, hilf mir!
Mir steht das Wasser bis zum Hals.
Ich hab mich müde geschrien,
und mein Hals ist heiser.
Ich weiß nicht, was die anderen haben,
warum sie immer alle gegen mich sind.
Gott, du kennst meine Dummheit,
du weißt, was für einen Mist ich manchmal mache.
Gott, hilf mir!
Mir steht das Wasser bis zum Hals.
Ich hab mich müde geschrien,
und mein Hals ist heiser.
Ich stecke ganz tief drin,
ich habe keinen Grund mehr unter den Füßen.
Selbst meine Freundinnen und Freunde meiden mich,
und die früher zu mir hielten, schauen an mir vorbei.
Gott, hilf mir!
Mir steht das Wasser bis zum Hals.
Ich hab mich müde geschrien,
und mein Hals ist heiser.
Es ist zum Heulen,
ich weiß nicht, was ich noch machen soll.
Sie reden über mich
und lachen mich aus.
Gott, hilf mir!
Mir steht das Wasser bis zum Hals.
Ich hab mich müde geschrien,
und mein Hals ist heiser.
Du weißt, wie es mir geht.
Du kennst sie alle, die mir das Leben schwer machen.
Es macht mich ganz krank.
Niemand hat Mitleid mit mir,
geschweige denn, daß mich jemand tröstet.
Gott, hilf mir!
Mir steht das Wasser bis zum Hals.
Ich hab mich müde geschrien,
und mein Hals ist heiser.
Ich kriege einen Haß auf sie,
und meine Wut kennt keine Grenzen.
Ach Gott, hilf mir,
daß alle es sehen, denen es ebenso geht.
Sie werden sich freuen,
und ihr Herz wird vor Freude laut schlagen.
Gott, hilf mir!
Mir steht das Wasser bis zum Hals.
Ich hab mich müde geschrien,
und mein Hals ist heiser.
Gebet
Laßt uns Gott in der Stille all unser Leid ganz konkret klagen.
Wir klagen in der Stille:
Ich bin im tiefen Schlamm versunken und habe keinen Halt mehr …
Aber meine Arme sind erhoben zu Gott,
meinem Licht und meinem Heil.
Die Gebärde deutet die Bereitschaft an,
alle Bedrohung, alle Angst, alle Dunkelheit und allen Schmerz
der Welt und der Menschen im Zeichen des Kreuzes anzunehmen
und zu Brot werden zu lassen für alle.“
III. Im Sturm
Ein Segelboot und Menschen darin.
Der Bug geht in ein Kreuz über;
Wellen, die fast über dem Boot zusammenschlagen.
Das Kreuz ist braun – Erde – und rot umrandet – Leben, Blut, Schmerz.
Es ist kein überirdisches Kreuz, sondern ein irdisches,
eines aus unseren eigenen Bausteinen,
aus unserer Arbeit, aus unseren Hoffnungen, aus unseren Leiden –
hinein genommen in das Kreuz Jesu,
in Gottes Liebe und Mitleiden,
zum Leben bestimmt.
Die Stillung des Sturmes
Evangelium: Markus 4, 35 – 41 –
Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen:
Laßt uns hinüberfahren.
Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war,
und es waren noch andere Boote bei ihm.
Und es erhob sich ein großer Windwirbel,
und die Wellen schlugen in das Boot, so daß das Boot schon voll wurde.
Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen.
Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm:
Meister, fragst du nichts danach, daß wir umkommen?
Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer:
Schweig und verstumme!
Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.
Und er sprach zu ihnen:
Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?
Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen untereinander:
Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!
Lied: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt
Lied – 604, 1+2+4.
1. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt,
fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist,
heißt Gottes Ewigkeit.
Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht
durch Angst, Not und Gefahr,
Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg,
so fährt es Jahr um Jahr.
Und immer wieder fragt man sich:
Wird denn das Schiff bestehn?
Erreicht es wohl das große Ziel?
Wird es nicht untergehn?
Bleibe bei uns Herr! Bleibe bei uns, Herr,
denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer.
O bleibe bei uns, Herr!
2. Das Schiff, das sich Gemeinde nennt,
liegt oft im Hafen fest,
weil sichs in Sicherheit und Ruh
bequemer leben läßt.
Man sonnt sich gern im alten Glanz
vergangner Herrlichkeit
und ist doch heute für den Ruf
zur Ausfahrt nicht bereit.
Doch wer Gefahr und Leiden scheut,
erlebt von Gott nicht viel.
Nur wer das Wagnis auf sich nimmt,
erreicht das große Ziel.
4. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt,
fragt man sich hin und her:
Wie finden wir den rechten Kurs
zur Fahrt im weiten Meer?
Der rät wohl dies, der andre das,
man redet lang und viel
und kommt – kurzsichtig, wie man ist –
nur weiter weg vom Ziel.
Doch da, wo man das Laute flieht
und lieber horcht und schweigt,
bekommt von Gott man ganz gewiß
den rechten Weg gezeigt!
Das Glaubensbekenntnis
der Gemeinde tragend und auch tragen lassend
Laßt uns als Gemeinde,
gemeinsam, aber auch füreinander unseren Glauben bekennen:
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn;
Empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben;
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist
die heilige, christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
IV. Leidenschaft
Ich sehe ein Kreuz,
eine Dornenkrone darüber.
Eine Schlange windet sich um das Kreuz.
Und vorne rechts, am unteren Rand des Bildes,
eine große Hand.
Karin Hartmann schreibt dazu:
Die Schlange, glitschig und gierig,
windet sich um ein Holz.
Ihr Leib ist braungelb, wie Erde, aber vor allen Dingen
rot, rot, rot – Fleisch, Blut, Leben – Schmerz.
Weiß sie, daß es das Kreuz ist, das sie umschlingt?
Der Kopf berührt den Querbalken,
und das sieht fast aus wie ein Kuß.
Auch das Kreuz trägt
die braune Farbe der Erde,
die gelbe Farbe des Lichtes,
und sehr wichtig, die rote Farbe des Lebens,
des Blutes und des Schmerzes.
Es ist tief verwurzelt in unserer Erde.
Aus den Wurzeln, die wie ein Woge aussehen,
wächst eine große Hand – eine schützende, bergende, segnende Hand.
Diese Hand ist für mich das Wichtigste im Bild.
Ich bin sicher, daß sie mich bewahrt hat vor großem Unheil.
Die Dornenkrone
ist auf der linken Seite schon zu einer Lichtkrone geworden,
die rechte ist noch von Schmerz gezeichnet.
Der Hintergrund nachtblau bis blau:
Die Treue Gottes,
die Er uns in allen Kämpfen und Schmerzen,
in allen Dunkelheiten bewahren will.“
V. Nacht –
der zusammengekrümmte Mensch
Es ist Nacht.
Außen und innen.
Du kannst auf dem Bild sehen, wie alles auf den Menschen einstürmt.
Da bleibt nur, sich einzukrümmen.
Es gibt sie, diese Momente im Leben,
wo es ganz tiefe Nacht ist.
Dunkel.
Das Gebet ist verstummt.
Tödliches Schweigen hüllt Dich ein.
Der Mund kann nicht mehr beten.
Das Gespräch mit Gott ist abgerissen.
Das Bild des liebenden Gottes ist zerstört.
Im Garten Gethsemane
Evangelium – Matthäus 14, 32-42 –
Und sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane.
Und er sprach zu seinen Jüngern:
Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe.
Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes
und fing an zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen:
Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet!
Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete,
daß, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach:
Abba, mein Vater, alles ist dir möglich;
nimm diesen Kelch von mir;
doch nicht, was ich will, sondern was du willst!
Und er kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus:
Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht, eine Stunde zu wachen?
Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallt!
Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.
Und er ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte
und kam zurück und fand sie abermals schlafend;
denn ihre Augen waren voller Schlaf,
und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten.
Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen:
Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen?
Es ist genug; die Stunde ist gekommen.
Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder.
Steht auf, laßt uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe.
VI. Ecce Homo
„Du wurdest Fleisch,
verletzlich, zerbrechlich, ausgeliefert –
rotes verwundbares Fleisch.
Du warst aus den gleichen Bausteinen gemacht wie wir,
mit unseren Trieben und Kräften,
mit unseren Abgründen und mit unseren Versuchungen.
Du hast dein Gott-Sein gelebt unter den Bedingungen unseres Mensch-Seins.
Du hast die Liebe gelebt,
mit aller Sanftmut und aller Strenge und sogar mit Härte.
Du warst den Kleinen und Verachteten ein Bruder
Und den Mächtigen ein Herr.
Aber Deine Wahrheit war nicht bequem und stellte ihre Autorität in Frage.
Deshalb wollten sie dich aus der Welt schaffen –
Und sie haben es doch nicht geschafft.
Auch heute versuchen wir Dich abzuschaffen –
Dich mit Deinem Reich Gottes,
das wir im Innersten ersehnen und doch die Wege dorthin fliehen.
„Fürwahr, Du bist unter der Last unserer Eitelkeit und Machtgier,
unserer Kälte und Gleichgültigkeit, unserer Treulosigkeit und Lieblosigkeit zusammengebrochen.
Du bist zerbrochen worden vor uns, für uns,
und so bist Du im Leben und Tod unser Bruder geworden,
der Bruder aller Menschen, die leiden.
Du bist das Folteropfer und die Frau mit dem verhungenrnden Kind im Arm.
Du bist der Rechtlose und Verfolgte.
Fürwahr, Du trugst unsere Krankheit und Schmerzen,
und durch deine Wunden sind wir nicht mehr allein,
und Heilung kann geschehen.
Du bist der Verachtete,
der, den ich verachte.
Ich verachte ihn, weil ich durch sein unansehnliches Äußeres,
seinen verkrüppelten Charakter und sein großspuriges Gehabe
seine innere Gestalt nicht erkennen kann.
Die innere Gestalt ist die Gestalt des leidenden Christus.
Fürwahr, er hatte keine Gestalt und Schönheit.
Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.
Er war so verachtet, daß man sein Angesicht vor ihm verbarg.
Darum haben wir ihn für nichts geachtet.
Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit.
Du erfuhrest die tiefsten Abgründe des Leids –
Angst, Schmerzen, Einsamkeit, Nacktheit, Demütigung, Verachtung, Versagen –
So wurdest Du uns allen gleich.
Sogar in unserer schrecklichsten Erfahrung, der Gottesferne,
ließest Du uns nicht allein.
Du mußtest auch diese erleiden.
Du warst der Allerverachtetste,
Du bist der von uns Verachtete.
Du bist in uns
Und Du bist in denen, die ganz unten sind, wo’s tiefer nicht mehr geht.
Lied: Dank sei Dir, Herr, durch alle Zeiten
Lied – 557.
1. Dank sei dir, Herr, durch alle Zeiten
für deines Todes bitt’re Not,
denn durch dein Kreuz und durch dein Leiden
hast du die Welt erlöst vom Tod.
2. Du hast das Kreuz auf dich genommen,
die schwere Schuld der ganzen Welt,
wenn Not und Ängste auf uns kommen,
sei es dein Kreuz, Herr, das uns hält!
3. Du wirst, o Herr, ans Kreuz geschlagen,
wirst hingeopfert wie ein Lamm,
du hast die Schuld der Welt getragen
bis an des blut’gen Kreuzes Stamm.
4. Du wirst der Erde übergeben,
wie man den Weizen bettet ein,
doch wirst du aufersteh’n und leben,
und über alles herrlich sein.
5. Dank sei dir, Herr, durch alle Zeiten
für deines Todes bitt’re Not,
denn durch dein Kreuz und durch dein Leiden,
hast du die Welt erlöst vom Tod.
Lied: Laß uns in deinem Namen, Herr, …
Lied – 658.
1. Laß uns in deinem Namen, Herr,
die nötigen Schritte tun.
Gib uns den Mut, voll Glauben, Herr,
heute und morgen zu handeln.
2. Laß uns in deinem Namen, Herr,
die nötigen Schritte tun.
Gib uns den Mut, voll Liebe, Herr,
heute die Wahrheit zu leben.
3. Laß uns in deinem Namen, Herr,
die nötigen Schritte tun.
Gib uns den Mut, voll Hoffnung, Herr,
heute von vorn zu beginnen.
Fürbitten Gebet
Gott, du bist den Leidenden nahe
du bist den Weg des Leidens zu Ende gegangen,
durch den Tod hindurch zum Leben.
Wir fürchten um unser Leben,
wenn wir hören und sehen, was Menschen aushalten müssen,
was ihnen zugemutet wird.
Wir erschrecken und hoffen, daß es uns nicht trifft.
Wir möchten glauben, daß du auch dann bei uns bist,
wenn wir Angst haben, wenn wir Schmerzen haben,
wenn wir mit uns nicht zurecht kommen.
Wir bitten dich für die Menschen,
die den Tod auf sich zukommen sehen:
Laß ihre Hoffnung wachsen und die Angst kleiner werden.
Wir beten für die Menschen, die in Ungewißheit leben,
die sich von der Spannung wie zerrissen fühlen:
Gib ihnen deinen Frieden, der alle Vernunft übersteigt.
Wir rufen dich an für die Verbitterten,
denen über ihrem Schicksal der Glaube zerbrochen ist:
Gib ihnen Menschen, durch die sie deine werbende Liebe erfahren
wie ein Licht in ihrer Finsternis.
Wir bitten dich für die, denen ihr Leben sinnlos erscheint,
die es wegwerfen möchten:
Tritt ihnen in den Weg,
laß sie begreifen, daß sie für andere eine Hilfe sein können.
Gott, wir bitten dich für uns alle:
Wenn wir nicht wissen, warum dieses Unglück,
warum diese Krankheit, warum dieser Tod,
dann laß diese Fragen uns nicht von dir trennen.
Hilf uns glauben:
Deine Liebe führt uns auch Wege, die wir nicht verstehen,
durch den Tod hindurch zum Leben.
VII. SegensKreuz
Gott, der Dich wahrnimmt,
lasse zu Deiner Erfahrung werden,
was er Dir zugesagt hat:
Bei Dir zu sein
In Angst und Unsicherheit,
zu Dir zu stehen in Ausweglosigkeit und Verlassenheit,
Dich zu trösten, wenn Du bekümmert bist,
Deine Bedürftigkeit zu Herzen zu nehmen,
was immer auf Dir lastet.
Er schenke Dir, was Du Dir selbst
Nicht geben kannst:
Wachsendes Vertrauen
Mitten in den Widersprüchen
Dieses Lebens.
Der Herr segne Dich und behüte Dich …